Nichtrauchen: Das erste Wochenende / Tage 5 bis 7 / erstes Fazit
Und da war es, das erste Wochenende meiner rauchfreien Zeit. Vor diesem Wochenende hatte ich echt Respekt. Es sollte sich herausstellen, dass diese Angst nicht ganz unberechtigt war.
Tag 5 (Freitag):
Dieser Tag war eigentlich ganz ok. Abends im Restaurant bot uns der Kellner zu vorgerückter Stunde einen Aschenbecher an, den ich zu seiner Verwunderung mit Hinweis auf mein „Experiment“ ablehnte. Mann, war das ein gutes Gefühl, in die Augen dieses verdutzten Menschen zu blicken, der einen jahrelang rauchend erlebt hat.
Insgesamt habe ich an diesem Tag 2-3 Kräuterretten geraucht. Nicht weil es sein musste, sondern weil ich meine Rituale nicht ganz vergessen kann.
Tag 6 (Samstag):
Der krasseste Tag überhaupt bis jetzt. Tagsüber war noch alles ok, hin und wieder etwas Lust auf eine Kippe, dies ausgeglichen mit Bewegung und 2 Kräuterretten. Am Abend in einem Club ging es aber los. Ich saß mit meiner Partnerin an der Bar, der Aschenbecher kam und man schob ihn mit Hinweis auf das Nichtrauchen wieder weg. Da aber ca. 80-90% der anwesenden Gäste dieses Clubs rauchten, steigerte ich mich zusammen mit meiner seit 9 Wochen nichtrauchenden Partnerin so dermassen in die Lust auf Zigaretten hinein, dass es beinahe zu einem Rückfall bei ihr und bei mir gekommen wäre. Es war schon ein regelrechter kleiner Streit zwischen uns entbrannt. Es war ein Mittelding zwischen Spiel (sich gegenseitig testen wollen) und Ernst (Kippen kaufen und aufrauchen). So schwach habe ich meine Partnerin in all den Wochen ihrer rauchfreien Zeit bisher nicht erlebt und auch sie selbst war über sich erschrocken. Auch die Besitzerin des Clubs hinter der Bar machte es uns nicht leicht, da sie uns zum Rauchen verführen wollte. Hat aber nicht geklappt. Zum Glück. Außerdem spendiert sie uns an dem Abend vielleicht die Zigaretten, den Rest unseres Raucherlebens müssen wir aber wieder teuer dafür löhnen. Also rauchten wir ganz cool eine Kräuterrette und bemerkten die fragenden Blicke der Leute um uns herum, die anhand des Geruchs dieser Dinger annahmen, wir wären Kiffer und würden knallhart einen Joint an der Bar rauchen. War schon irgendwie eine unangenehme Situation, deswegen beließen wir es bei dieser einen Kräuterrette, um den Besitzer des Ladens nicht evtl. noch in Verlegenheit zu bringen. In der Zeit, in der wir beide uns gegenseitig hochschaukelten, hat meine Partnerin doch tatsächlich einem Typen an der Bar in einem unbeobachteten Moment ein paar Zigaretten geklaut. Echt heftig, denn für so nen Scheiß kriminell zu werden, hätte ich ihr nie zugetraut. Zum Glück hat es niemand bemerkt. Noch größeres Glück war aber, dass niemand von uns die Beute für einen Rückfall genutzt hat. Knapp war es bestimmt, aber der Verstand siegte letztendlich.
Ansonsten bemerkte ich, dass ich anfange, empfindlich auf andere Raucher zu reagieren. Ich meine damit, dass ich mir intensiv Gedanken darüber mache, dass ich als frischgebackener Ex-Raucher ab sofort von anderen Leuten vergiftet werde. Und genau das sehe ich nicht ein, da ich ja nicht umsonst mit der Raucherei aufgehört habe. Noch spreche ich niemanden darauf an und behalte meine Gedanken für mich. Mal sehen, ob das so bleibt oder ich irgendwann zum militanten Nichtraucher mutiere…
Fazit des Samstages:
Auweia. Echt heftig, aber zum Glück halbwegs kühlen Kopf bewahrt.
Tag 7 (Sonntag):
Ein ziemlich entspannter Tag, der Entspannteste von allen Tagen meines Experimentes. Trotz des echt blöden Samstag-Abends, der sich fast nur um Kippen drehte, war der Sonntag bisher der Tag, an dem sich die Gedanken am wenigsten um dieses Ex-Laster drehten. Die am Samstag von meiner Partnerin geklauten Zigaretten wurden vernichtet, um weiterhin kein Kraut im Haus zu haben und es bei einem eventuellen Rückfall bei einer Kräuterrette zu belassen. Die Stimmung zwischen mir und meiner Partnerin war zwar aufgrund der Streiterei am Samstag noch gereizt, das wird sich aber wieder geben. Wenn es so weitergeht und noch etwas besser wird, dann mache ich mir keine Gedanken um meine rauchfreie Zukunft.
❗ Fazit nach nun 7 Tagen Rauchfreiheit: ❗
Es ist schwer. Aber nicht so schwer, wie man es sich als Raucher vorstellt. Ich habe geflucht, war böse, bin noch immer gereizt, vermisse den Blödsinn gelegentlich sehr und hatte unnötigen Streit mit meiner Partnerin. Alles Dinge, die kein Mensch braucht. Ich habe vorher ungefähr 17 bis 20 Zigaretten am Tag geraucht. In diesen 7 Tagen habe ich ca. 120 Zigaretten eingespart. Darauf bin ich stolz. In einem Jahr ist von der gesparten Kohle ein zusätzlicher Urlaub drin. Ich habe das Gefühl, schon besser riechen und schmecken zu können. Der körperliche Entzug ist wirklich minimal, falls es ihn überhaupt gibt und man sich ihn nicht einbildet. Die Psyche muss man in den Griff bekommen, das ist das eigentliche Problem. Wer nicht völlig einfach gestrickt ist und für den das Wort „Selbstbeherrschung“ kein Fremdwort ist, wird die schwierige Anfangszeit überstehen. Ich habe für den Notfall als kleines Hilfsmittel meine Kräuterretten gefunden und denke, dass dies eine Möglichkeit ist, sich im Bedarfsfall vor einer großen Dummheit zu bewahren. Denn es bleibt nicht bei „dieser einen Zigarette“, dies haben diverse Studien ergeben und ich glaube daran. Das Buch von Allen Carr, “Endlich Nichtraucher!” kann eine echte Hilfe sein, ich möchte es jedem am Nichtrauchen ernsthaft Interessierten empfehlen. Auch die kostenlose Website Rauchfrei-Online.de ist eine tolle Anlaufstelle mit echt guten Tipps für angehende Nichtraucher. Solche liebevoll aufgebauten Websites sind selten, da die meisten Nichtraucher-Angebote im Internet leider in die Richtung „Abzocke“ gehen. Und abgezockt wurde man als Raucher viel zu lange – vom Staat und der Tabakindustrie.
Ich werde mich nun nicht mehr so intensiv mit diesem Nichtraucher-Tagebuch beschäftigen, mein Projekt bzw. Experiment aber weiterhin durchziehen. Nach einiger Zeit (z.B. einem Monat) oder wenn etwas besonderes geschah, werde ich wieder etwas zum Thema schreiben. Daher schaut doch bei Interesse einfach regelmäßig rein oder abonniert den RSS-Feed der Rubrik „Nichtraucher-Tagebuch“, denn dann bleibt ihr speziell bei neuen Beiträgen in dieser Rubrik informiert.
Ich weiß, dass ich noch nicht „über den Berg“ bin. Aber der Anfang ist gemacht. Wer von Euch tut es mir gleich? 😉
Abgelegt in Nichtraucher-Tagebuch
Dienstag, 24. März 2009 um 06:53
Gibt doch echt nichts schlimmeres als militante Nichtraucher. Wie mir dabei die Hutschnur hochgeht, unglaublich. Bin nun auch seit über 3 Monaten rauchfrei, aber würde niemals auch nur auf die Idee kommen, irgendwelchen Rauchern Sachen vor den Kopf zu schmeißen, die ich selber mit gutem Gewissen 10 Jahre getan habe. Schrecklicklich solche Leute. Hab sie als Raucher gehasst und hasse sie auch heute als Ex-raucher noch genau so.
Dienstag, 24. März 2009 um 15:13
Das sehe ich grundsätzlich genauso. Dennoch reagieren die meisten Nichtmehrraucher aus nachvollziehbaren Gründen recht empfindlich auf Rauch. Ich persönlich mag nach mittlerweile 5 Monaten vor allem den teils echt penetranten Geruch in Kneipen oder von unmittelbar neben mir sitzenden Rauchern nicht. Auch ich habe bereits während meiner Rauchzeit Hass auf militante Nichtraucher und militante Raucher empfunden. Die Toleranz hat sich hier zwar mittlerweile etwas verschoben und ich lasse mir nicht mehr von jedem Raucher den Qualm ins Gesicht blasen, dennoch bezeichne ich mich noch lange nicht als militant.
Montag, 10. August 2009 um 04:10
Hast Du es geschafft?
Bin seit 17 Tagen ebenfalls Exraucher und fühle mich super! Habe dafür extra eine eine eigene Methode entwickeln müssen, hat aber funktioniert denn ich vermisse nichts mehr.
Gruss
Martin
Montag, 10. August 2009 um 15:52
@Martin:
Ja, bislang habe ich es geschafft. Ich bin seit 301 Tagen weg vom Nikotin und hoffe, dass ich weiter durchhalte! Viel Erfolg bei Deinem Weg zum Nichtraucher!