Die letzte Kippe & der erste Tag
Montag, 13.10.2008, 03:25 früh:
Die letzte Zigarette wird angezündet. Wie immer, auf dem Balkon. Wie immer, die letzte vor dem Schlafengehen. Nur diesmal ist alles anders. Es soll die allerletzte Zigarette sein. Oder etwa doch nicht? Das wird sich zeigen.
Mein halbes Leben lang habe ich nun geraucht. Zuletzt ca. 17 Zigaretten am Tag, macht etwa 1.500,- EUR pro Jahr. Mehr rechnen werde ich jetzt mal nicht, sonst ärgere ich mich noch mehr über meine jahrelange Blödheit.
Vorbereitungen:
Nachdem meine Lebensgefährtin bereits vor rund 8 Wochen aufgehört hat und sie immer sagte „Dir fällt das bestimmt viel leichter“, nahm ich mir am Dienstag vor, am nächsten Montag nach dem Aufstehen nicht mehr zu rauchen. Ich plante meine Zigaretten-Vorräte so, so dass ich ganz genau noch den Sonntag bis zum Schlafengehen überstehe und dann nirgendwo mehr Zigaretten habe. Also nicht im Auto, keine Notschachtel im Schrank, ect.
Die letzte Kippe:
Die letzte Zigarette habe ich etwas herausgezögert, denn ich kam erst nachts kurz vor 3:30 Uhr dazu, sie zu rauchen. Und die Angst vor dieser letzten Zigarette war auch nicht zu unterschätzen, schliesslich ändern sich danach so viele Gewohnheiten und Abläufe im Leben. Vorher noch ein Foto von der Kippe gemacht und dann raus auf den Balkon. Ich habe sie genossen, die letzte Zigarette. Tief inhalliert und auch mal entgegen meiner normalen Vorlieben durch die Nase ausgeblasen. Nur um mal zu merken, wie das ist. Eigentlich blöd. Nun gut, nach 4-5 Minuten war alles vorbei, ich verabschiedete mich, drückte sie aus, ging rein und machte ein Foto von der Kippe, bevor sich sie in eine alte Filmdose als Erinnerung packte.
Dann ging ich ins Bett und hoffte, dass es nicht so schlimm wird.
Am nächsten Tag / Tag 1:
Unruhig endete meine Nacht. In den letzten Minuten im Bett drehten sich meine Gedanken bereits um die Tatsache, dass jetzt wirklich der Entzug beginnt und ich keine Kippe mehr im Haus habe. Angst pur! Nach dem Essen rauchte ich immer die erste Kippe des Tages. Diesmal nicht. Da fehlte etwas. Genauso die Pausen immer nach meist einer Stunde, die bei der Arbeit am PC immer so gut taten und natürlich auch ein Vorwand für eine Zigarrette waren. Also keine Pausen mehr, keine frische Luft auf Balkon oder im Garten mit einer Zigarette im Mund. Im Laufe des Tages kamen immer wieder Momente auf, die man wohl als „Flattermann“ bezeichnen kann. Man wird extrem unruhig, hat ein seltsames Gefühl in der Magengegend und will rauchen. Dazu kommt Aggressivität und schnelles Genervt-Sein. Aber es stimmt, diese Momente vergehen nach 30 Sekunden bis 3 Minuten. Nur einmal wollte dieser Moment nicht aufhören, da konnte ich echt nicht mehr stillsitzen und drehte fast durch. Vielleicht habe ich mich auch einfach zu sehr hineingesteigert. Ich fange in den Pausen an, das Buch von Allen Carr, „Endlich Nichtraucher!“ zu lesen. War ein Tipp von meiner Lebensgefährtin. Ansonsten trank ich viel Wasser an diesem ersten Tag und beschäftigte meine Hände mit der PC-Tastatur und einem Knet-Gummiball (der zu später Stunde aber ein Loch bekam).
Fazit: Körperlicher Entzug hält sich in Grenzen. Lediglich etwas Schüttelfrost am späten Abend und die Unruhe. Psychisch sieht es anders aus. Die Kippen fehlen mir. Mir fehlen die Momente und die Rituale, die mir einen Break (eine Pause) eingebracht haben. Einfach so auf den Balkon stellen ist nicht dasselbe.
Alles in allem war der erste Tag mies. Ich dachte, es fällt mir leichter. Ich bin froh und stolz, durchgehalten zu haben, nicht zur Tankstelle gelaufen zu sein und diesen krassen Tag hinter mich gebracht zu haben. Das Experiment hat begonnen. Es kann nur besser werden…
Ich bin noch kein Nichtraucher. Aber ich bin auch kein Raucher mehr.
Ich bin (noch nicht ganz glücklicher) Ex-Raucher!
Abgelegt in Nichtraucher-Tagebuch